MendelMax 3: Beschaffung eines 3D Druckers

[ezcol_2third]Die Welt der Mensch-Maschinen-Interaktion ist ein breites und trotz großer Anstrengungen bei weitem nicht ausgereiztes Forschungsfeld. An meiner Arbeit am Fraunhofer IGD entdecken wir immer wieder neue weiße Stellen, die wir gerne mit unserem Beitrag füllen möchten. In den letzten Monaten hat sich daraus auch der Bedarf nach einer Möglichkeit für schnelles (und präsentierbares) Prototyping neuartiger Interaktionsgeräte und -ideen entwickelt.
Mit dem Fall der Patente für Plastik-extrudierende 3D Drucker und dem Entwicklergeist vieler Tüftler weltweit sind FDM 3D Drucker nun weit verbreitet, relativ günstig und für den produktiven Einsatz im Privatbereich bereit.[/ezcol_2third] [ezcol_1third_end]
[/ezcol_1third_end]Dabei sind die Worte günstig und produktiv nicht ohne Grund kursiv geschrieben. Diese Wörter sind wirklich in entsprechender Relation zu sehen und genau diese werde ich hier noch näher beschreiben.
Besonders bei der Bezeichnung günstig muss man sehen, welches Budget und für welchen Einsatzzweck man einen 3D Drucker holt. Die Preise industrierelevanter Drucker reichen weit in den sechs- bis siebenstelligen Bereich hinein. Aus dieser Perspektive ist ein ca. 2000 Euro teurer Drucker schon als günstig anzusehen. An die Qualität der Ausdrucke, sowohl vom Material als auch der Präzision kommt er aber an einen Stratasys und Co. Drucker natürlich nicht heran. Aber hier geht es ja auch nicht darum hochqualitative Produkte für den mechanisch anspruchsvollen Einsatz herzustellen. Mit ca. 2000 Euro lassen sich schon viele gute Bauteile unterbringen und die herstellende Firma will schließlich auch noch was verdienen.
Als ich Anfang Dezember 2014 mit der Recherche nach einem geeigneten Drucker mit entsprechend großem Bauraum, Dual Extruder und guter Modifizierbarkeit (sprich: Bestenfalls Open Source mit standardisierten Teilen) began, wurden schnell diverse Kandidaten um die 1500 bis 2300 Euro ausfindig gemacht. Mit einer Berliner Firma kam ich auch schnell ins Gespräch und man versprach mir das 3D Druckwunder schlechthin. Zum Glück vertraue ich in den meisten Fällen nicht irgendwelchen Werbeversprechen und suchte mir auch kompetente Beratung. Diese fand ich sehr nahegelegen im Haus des Fraunhofer IGD Darmstadt: Das FabLab Darmstadt. Die sich dort aufhaltenden, ihre Ideen umsetzenden Leute unter der Führung von Alexander Stefas haben zum einen Erfahrung und sind zum anderen nicht angehalten irgendwas zu verkaufen. So wurde der bis dato beste Kandidat aus deutscher Herstellung schnell als Poser enttarnt. Ich erhielt von Alex ein Modell welches ich der Firma zum Testdruck schickte und steuerte noch ein eigenes Modell aus einer aktuell laufenden Forschungsarbeit mit. Alexander wies mich dabei gleich drauf hin, dass er sich wundern würde, wenn sein Modell ohne weiteres und in guter Qualität gedruckt werden könnte, da es zum einen filigran und zum anderen von der Geometrie für den FDM Druck eine Herausforderung darstellt.
Die Beschaffung
Er sollte recht behalten: Weder die Berliner Firma, noch irgendeine andere Firma der ich das Modell geschickt habe hat es mir als 3D gedrucktes Objekt zukommen lassen. Die meisten der Firmen haben sich nach Erhalt des Objektes einfach nicht mehr gemeldet – trotz zuvor hochtönenden Worten.
Das Modell welches ich beigesteuert habe wurde hingegen im FabLab auf einem Ultimaker 2 absolut zufriedenstellend gedruckt. Leider unterstützt der Ultimaker 2 keinen Dual Extruder und fällt somit aus der Betrachtung raus. Hier hat aber zumindest die Berliner Firma einen Testdruck verschickt und sogar dual gedruckt. Leider stellte sich hier heraus, dass auch deren wassergekühlter, selbstentwickelter Wunderextruder keine Wunder vollbringen kann – ich kann mit dem MendelMax 3 mittlerweile deutlich anständigere Dualdrucke herstellen, und dort sind reine Standardkomponenten verbaut. Nachdem sich in dem Bereich die Gespräche gute drei Monate bis ins Frühjahr 2015 hingezogen hatten kam noch ein K.O. Kriterium hinzu: Die Firma erhöhte ihre Preise um fast 50% und viel aus unserem angepeilten Budget raus.
Damit hat sich das Feld möglicher Kandidaten aus Deutschland und den deutschsprachigen Ländern schnell gelichtet. Es gab noch einen Kandidaten aus Polen mit schnell wechselbaren Extrudereinheiten, welche sogar einen Dremel oder einen Schokoladenextruder aufnehmen können. Leider nahm man mich am Telefon wohl nicht ganz so ernst und hat von „Zahlung auf Rechnung“ wohl noch nie etwas gehört. Auf jeden Fall versprach man mir sowohl Testdrucke als auch ein Angebot. Beides erhielt ich bis heute nicht. Das Fraunhofer IGD scheint in unserem östlichen Nachbarland noch unbekannt zu sein. Schade drum – oder auch nicht: Ein Kollege welcher aktuell an einem eigenen 3D Drucker arbeitet und sogar die Ausgründung bereits vollzogen hat warnte mich vor der nicht ganz nachvollziehbaren und teilweise miesen Druckqualität der oben genannten Drucker. Er hätte sie auf der CeBit gesehen und sei nicht sonderlich angetan gewesen – vermutet wurde sogar, dass andere Drucker für die Teilherstellung herhalten mussten. Das lasse ich mal weitestgehend unkommentiert hier stehen und verbuche diesen Abschnitt unter Redefreiheit.
Somit erweiterte ich die Suche auf internationale Gewässer und suchte vermehrt nach Do It Yourself (DIY) Kits, welche zumindest in der Anschaffung günstiger sind. Der Reiz einen Drucker selbst zusammenbauen zu dürfen, dabei jede Schraube und jedes Kabel in der Hand gehalten zu haben und es beim Namen zu kennen wurde immer größer. Es wurde mir schnell klar, dass nur so eine Grundlage für zweierlei Dinge geschaffen werden konnte: Was von Hand zusammengebaut werden muss kann nicht in Gänze proprietär sein und wenn man weiß wie die Sachen im Gesamtsystem miteinander zusammenarbeiten, kann man sie besser modifizieren.
So kam ich letztendlich auf die U.S. amerikanische Firma Maker’s Tool Works und deren relativ neuen Drucker, den MendelMax 3.
Für die Beschaffung habe ich mich auch quer durch Deutschland und Österreich telefoniert. Da es sich bei der Beschaffung um einen Import von außerhalb der EU handelt und weder ich noch mein Arbeitgeber die gesamte Bestellung, Verfrachtung und Zollabwicklung übernehmen wollte, brauchten wir einen Partner im Einzelhandel, welcher den bürokratischen Aufwand erledigt. Gefunden haben wir diesen Partner mit iGo3D Frankfurt unter der Federführung von Herrn Frank Hertling. Herr Hertling hat sich außerordentlich engagiert gezeigt und einen direkten Vertriebsweg mit Maker’s Tool Works aufgezogen. Vielen Dank an dieser Stelle von mir.
Bei entsprechendem Interesse zögert nicht bei iGo3D Frankfurt vorbeizuschauen und einen Gruß von mir mitzugeben (nein, ich verdiene an meiner Empfehlung nichts! Ich bin einfach ein zufriedener Kunde. 🙂 ).
Nach etwas mehr als zwei Wochen konnte ich den Drucker in Empfang nehmen und das Abenteuer begann.
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Die Lieferung
Der Drucker kam gut verpackt und mit reichlich Schaumstoffflocken und Styroporteilen gepuffert an. Maker’s Tool Works hat sich hier anscheinend reichlich Gedanken gemacht und wollte die Sicherheit ihrer Sendung nicht allein FedEx anvertrauen. Wer sich für den Inhalt der Verpackung im Einzelnen interessiert, kann sich entweder die Teile-Liste von MTW oder das Video von Thomas Sanladerer angucken. Nicht wundern, falls ihr Teile in der Packung vorfindet, welche nicht in der Teile-Liste aufgeführt sind, diese scheint nicht komplett zu sein (z.B. wurde zum Zeitpunkt des Schreibens das Heizbett-Klebepad nicht aufgeführt). Ebenso nicht wundern, wenn euch ein Teil fehlt. Das ist ärgerlich, kann aber vorkommen. In dem Fall sofort MTWs IRC Channel aufsuchen und euch wird geholfen – was ich später nochmal ausführe.
Sehr gut gefallen hat mir, dass das Verbundmaterial in praktischen Sortierkisten geliefert wird. Wesentlich handlicher als wenn sie alles in einzelne Tüten gepackt hätten und man sich die Sachen wie ein Äffchen aussortieren müsste.
Weniger gut gefallen haben mir allerdings gleich mehrere Punkte: Die Verteilung der einzelnen Teile bzw. Teilgruppen auf die einzelnen Pappkartons scheint keinem konsequenten Schema zu folgen. Zwar sind die Schrittmotoren und der RAMBo Kontroller in ihren eigenen Kartons untergebracht und diese Kartons sind entsprechend beschriftet, doch die restlichen Teile scheinen zufällig aufgeteilt zu sein. So muss man erstmal suchen und sortieren. Kein großes Problem, aber es zeigt direkt zu Anfang, dass man hier keinen offiziellen LEGO-Bausatz für die Kleinen hat. Der andere Punkt betrifft die Alu-Extrusionen. Diese sind großzügig in Frischhaltefolie gewickelt und sollen so vor Beschädigung geschützte werden, doch was bringt es, wenn sie bereits verkratzt eingepackt wurden? Überall finden sich kleinere Schlieren und Farb-Abplatzer. Montiert fallen diese ästhetischen Makel zwar nicht mehr (stark) auf, aber der erste Eindruck ist nicht sonderlich positiv. MTW hat bereits Fotos von mir von diesen Problemen auf ihren Wunsch hin erhalten und will mit OpenBuilds über die Thematik reden (hier zeigt sich der wirklich tadellose 1:1-Support von MTW, welchen ich im Verlauf des Aufbaus öfters kontaktiert habe – aber dazu an entsprechender Stelle mehr). Ich hatte außerdem das Pech, dass eine V-Schiene, auf welcher der Y-Achse-Schlitten fährt, eine größere Schlagstelle abbekommen hatte. Diese Stelle konnte ich mit einer sehr feinen Feile von den gröbsten Unebenheiten befreien. Allerdings war es mir verständlicherweise nicht möglich dieses Bauteil wieder so aufzuarbeiten, dass man beim Überfahren des Schlittens über die Stelle nichts mehr davon merkt. Auch hier hat MTW sehr schnell reagiert und mir ein entsprechendes Ersatzteil kostenlos zukommen lassen.
Apropos Teile zukommen lassen: MTW hat es leider verschlafen den ebenfalls bestellten LCD-Controller und den dazugehörigen Adapter mitzuliefern. Über iGo3D Frankfurt haben wir das angemeldet und die Sachen wurden ohne weitere Diskussionen nachgeliefert. Es ist somit jedem Interessierten angeraten sich einen fähigen, professionellen und engagierten Importeur zu suchen. Einziger Wermutstropfen ist, dass die Kommunikation auf diese Weise in einer Dreiecksbeziehung endet. Die Liefer- und Importkommunikation muss über den Importeur stattfinden, während man die direkte technische Kommunikation doch lieber selbst übernimmt. Da das eine aber zum anderen führen kann – es gibt ein Problem welches man mit MTW ausdiskutiert und MTW entscheidet dann ein neues Teil zu senden – hat man schnell mal Koordinationsbedarf. Durch die Zeitverschiebung mit den USA kann diese Koordination auch mal daneben gehen und der Importeur wundert sich, was der Hersteller treibt.
Die angesprochenen Versäumnisse und Makel mögen zwar nach mangelnder Qualitätskontrolle und einer schlechten Wertung für MTW klingen, doch dem ist bei Weitem nicht so. MTW ist wohl noch ein kleines Unternehmen (meine Vermutung) und vielleicht auch mit der steigenden Popularität ihrer Drucker etwas überfordert. Alleine die Tatsache, dass auf entsprechenden sozialen Netzwerken, auf MTWs Blog und der Webseite kaum Leben vorzufinden ist zeigt, dass hier wohl einfach die Manpower fehlt. Der ständige durch einen oder zwei Mitarbeiter besetzte IRC Chat und die prompte Hilfe die man dort erfährt zeigt aber eindrucksvoll, dass sich die Jungs (und ggf. Mädels) von MTW wirklich Mühe geben.
Soviel zum Werdegang der Beschaffung. Es werden in Zukunft weitere Artikel zum Zusammenbau, meinen Erfahrungen, Projekten und Modifikationen folgen. Leider ist der deutschsprachige Raum noch rar an Informationen zu diesem wirklich vielversprechenden Drucker. Hoffentlich kann ich einen Beitrag dazu leisten dies zu ändern.
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Styroporflocken in ansehnlicher rosa Tönung bedeckte die wertvolle Fracht – und nach dem Auspacken meinen Büroboden… und den Tisch… und meinen Stuhl…

Der erste Blick auf den Bausatz verrät es schon: Das ist ein LEGO Bausatz für die großen Kinder. An die Qualität der LEGO Bauanleitungen und Verpackungsorganisation reicht es aber noch nicht nicht heran.

Frischhaltefolie hält nicht nur Lebensmittel länger frisch, sie soll auch Druckerteile schützen.

Sehr gut gefallen können die Sortierkisten für das Verbundmaterial.
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2 Antworten
Hallo Herr Majewski,
danke für Ihren Eintrag bezüglich des Druckers, für den ich mich auch sehr interessiere. Sie haben den Drucker über iGo3D bezogen, darf ich Sie nach dem Gesamtpreis fragen, den Sie inkl. Versand, Mwst und Zollgebühren bezahlt haben?
Vielen Dank für Ihre Auskunft
Hallo,
der Drucker hat uns Anfang 2015 insgesamt knapp 2400 Euro gekostet.
Ich habe vorher bereits mit vielen anderen Verkäufern in Deutschland bezüglich des Imports gesprochen, und alle lagen zum damaligen Zeitpunkt weit über diesem Preis – zumal noch Liefergebühren innerhalb Deutschlands angefallen wären, denn die Händler lassen zollbedingt die Lieferung zuerst an sich selbst liefern. Bei iGo3D hatte ich den räumlichen Vorteil es persönlich abholen zu können. Berlin wäre da schon schwieriger gewesen.
Wie sich die Preise mittlerweile entwickelt haben kann ich nicht sagen.
Für ein aktuelles und konkretes Angebot kontaktieren Sie am besten Herrn Frank Hertling direkt in Frankfurt unter den folgenden Kontaktdaten:
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Go3D Store Frankfurt
Stiftstr. 36
60313 Frankfurt
E-Mail: frankfurt@igo3d.com
Tel.-Nr. 069-90028318
—
Eventuell werden sie nach Stuttgart weitergeleitet, wo sich seine zweite Filiale befindet.
Grüßen Sie ihn doch auch nett von mir. 🙂
Lieben Gruß,
Martin